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Im falle eines Strommangels: Die SmartIT ist vorbereitet

Im Herbst und Winter 2022 geisterte das Wort «Strommangellage» durch die Medien. Wir wollten von Patrick Buser, Head of Cloud Platform, wissen ob und wie SmartIT sich mit dem Thema auseinandersetzt.

Kristian Hachen führte das Interview mit Patrick Buser, Managing Partner und Head of Cloud Platform.
Das Interview wurde im August 2022 geführt und im September 2023 aktualisiert.

SmartIT-Patrick-Buser_Blog

Patrick Buser, Head of Cloud Platform im Interview zur Strommangellage.

Patrick, unsere Kunden fragen uns vermehrt, wie wir uns bei der SmartIT, insbesondere in unseren Datacentern, auf eine etwaige Strommangellage oder ein Blackout vorbereiten. Ich gebe die Frage an dich weiter, sind wir bereit?

Das ist eine sehr gute und berechtigte Frage und ich bin froh, setzen sich unsere Kunden offenbar ebenfalls mit dem Thema auseinander. Zuerst sollten wir aber einen kurzen Ausflug zu den Begrifflichkeiten Strommangellage und Blackout machen, welche oft verwechselt oder als Synonym verwendet werden, obwohl sie nicht das Gleiche bedeuten. Bei einem Blackout ist in der Regel grundsätzlich genügend Energie vorhanden, um die Nachfrage zu decken. Die Versorgung ist jedoch aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände grossflächig unterbrochen. Wir haben in der Schweiz aber sehr stabile und resiliente Stromnetze – das Blackout-Szenario steht also aktuell nicht im Fokus.

Was uns eher beschäftigt, ist eine mögliche Strommangellage während den Wintermonaten. Wie es der Begriff bereits umschreibt, gibt es bei einer Strommangellage einen Mangel an elektrischer Energie im System – oder anders gesagt, die Nachfrage ist höher als das Angebot. Gerade für den Winter 2022-2023 rückte dieses Szenario in den Fokus. Im Gegensatz zum Sommer, wo die Schweiz ihren Strombedarf problemlos mit inländischer Produktion decken kann, sind wir in der Schweiz im Winter auf Importe angewiesen. Es gab und gibt Fragezeichen, ob wir den Strombedarf im Winter ebenfalls decken können. Üblicherweise importiert die Schweiz in den Wintermonaten am meisten Strom aus Deutschland und Frankreich. In den letzten Jahren hatte Frankreich oft Probleme mit Wasserknappheit oder Wartungsarbeiten, ihre Kernkraftwerke zuverlässig zu betreiben. Und bei Deutschland ist die Frage, wie schnell und nachhaltig sie sich von der Gas-Abhängigkeit befreien können. Diese Faktoren, in Kombination mit einem kalten Winter, könnten dann eben zu einer Strommangellage führen.

Und was passiert, wenn wir in eine solche Strommangellage kommen?

Das OSTRAL (Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen Lagen), welche für die schweizweiten Massnahmen in einer Strommagellage zuständig ist, hat die möglichen Massnahmen publiziert, welche in einem solchen Fall angewendet würden. In diesem Fall ist es ein mehrstufiges Szenario und die Massnahmen würden immer drastischer:

  1. Appelle zum freiwilligen Stromsparen
  2. Verbot von nicht absolut notwendigen energieintensiven Geräten
  3. Kontingentierung der Grossverbraucher
  4. Zyklische Abschaltung

 

Vielen Dank für die Erklärungen, aber zurück zur ursprünglichen Frage: Wie bereiten wir als SmartIT uns jetzt vor?

Die SmartIT hatte sich im 2022 stark mit dem Thema befasst. Konkret hatten wir eine Arbeitsgruppe geschaffen, welche den Auftrag hatte, die möglichen Szenarien zu analysieren und daraus Massnahmen für uns selbst abzuleiten. Und da ist es sehr spannend festzustellen, wie einschneidend fehlender Strom sein kann, wenn wir ganz grundsätzliche Fragen diskutieren, wie zum Beispiel: Wie stellen wir die Unternehmenskommunikation sicher? Wo arbeiten unsere Mitarbeitenden, wenn im Büro in Bern kein Strom mehr vorhanden ist? Gibt es Komponenten in unseren Büros die zwingend laufen müssen? Wurden Abschaltungen und Wiederinbetriebnahmen schon mal getestet? Diese Liste an Fragen wurde damals länger und länger. Letztendlich müssen wir für unsere Kundinnen und Kunden – aber auch für uns – den Betrieb aufrechterhalten können. Mit unserem Massnahmenplan, der ausgearbeitet wird, wollen wir das sicherstellen.

Was unsere Kunden aber vermutlich am meisten beschäftigt, sind unsere Datacenter. Was ist damit?

Absolut. Unsere Datacenter haben oberste Priorität und aus diesem Grund wurden die nötigen Vorarbeiten auch getroffen. Was unsere Datacenter Services potenziell betrifft, wären das im Wesentlichen die OSTRAL-Massnahmen auf Stufe 3 und 4. Es ist aber nicht bekannt, wie diese Massnahmen bei Eintritt des Szenarios konkret umgesetzt würden, deshalb treffen wir Annahmen.

Von welchem Szenario und welchen Folgen gehen wir aktuell aus?

Bei Szenario 3, Kontingentierung, kann es sein, dass wir zu einer prozentualen Reduktion der Leistungsaufnahme in unseren Datecentern gezwungen werden. Um den Betrieb dennoch sicherzustellen, durchleuchtete unsere Datacenter-Leitung den Auslastungsplan und die laufenden Systeme in den Datacentern. Bei einem Strommangel könnten wir nicht-kritische Systeme, wie beispielsweise Test- oder Laborsysteme, in einer Kontingentierungszeit herunterfahren. Weiter sind wir dabei, alle Host-Systeme mit mehr Ressourcen zu bestücken. Auf diese Weise können wir die Virtualisierungsdichte – also Anzahl virtueller Maschinen pro Hostsysteme – erhöhen und zur Leistungsreduktion einen Teil der Hostsysteme zeitweise ausser Betrieb nehmen ohne grössere Leistungseinbussen in Kauf zu nehmen.

Und bei Szenario 4?

Bei Szenario 4, den zyklischen Abschaltungen, handelt es sich um das komplette Abschalten vom Strom in einer gewissen Region für einen gewissen Zeitraum. Also beispielsweise vier Stunden keinen Strom, danach vier oder acht Stunden Strom und dann erneut vier Stunden keinen Strom und so weiter. Was in seiner Gesamtheit betrachtet das Worst-Case-Szenario darstellt, ist aus Sicht der Datacenter Dienste aber am wenigsten problematisch. Alle Datacenter-Standorte sind mit batteriegestützten Notstromgruppen und Dieselgeneratoren ausgestattet, die diese geplanten Unterbrüche problemlos überbrücken können. Die Tanklager der Generatoren sind aufgrund von Swissgrid-Vorgaben ebenfalls sehr gut gefüllt. Aus Datacenter-Sicht schauen wir dem Szenario 4 des OSTRAL also einigermassen gelassen entgegen.

Das heisst, unsere Kunden können jederzeit auf die Datacenter Dienste zugreifen?

Hier wird es eben komplizierter. Wir gehen davon aus, dass wir die Datacenter-Dienste durchgehend bereitstellen können. Wie sich unsere Kundinnen und Kunden dann aber auf diese Dienste verbinden, wenn bei ihnen im Büro alles dunkel ist, ist eine andere Frage. Sobald wir genügend Resultate haben, möchten wir unsere Erkenntnisse in Form einer Beratung auch unseren Kunden anbieten und ihnen helfen sich auf die möglichen Szenarien vorzubereiten.

Sehr gut. Gibt es sonst etwas, was unsere Kunden jetzt schon tun können?

Es ist sicher nicht falsch, wenn jedes Unternehmen für sich selber überlegt, wie es im Fall einer Strommangellage den Betrieb gesamtheitlich aufrecht erhält. Das gehört zum Business Continuity Management und sollte auf der Agenda jeder Geschäftsleitung stehen.

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